Friedrich Eckstein (1861 - 1939), brillanter Polyhistor und Privatgelehrter
Im Zusammenhang mit Gustav Meyrink und dessen Begegnung mit der Theosophie soll hier auf einige Aspekte im reichen Leben Friedrich Ecksteins eingegangen sein, ohne alle Façetten dessen überhaupt erwähnen zu können es handelt sich also im folgenden um eine sehr einseitige Auswahl.
Friedrich Eckstein verfolgte musikalische, naturwissenschaftliche und okkulte Interessen, wobei sich die naturwissenschaftlichen in Patenten auf dem Gebiet der Papierchemie niederschlugen. (Eine merkwürdige Koinzidenz: auch Carl Kellner [siehe unten] kam aus der Papierindustrie, und ebenso in Großbritannien Harry Price vgl. den Spukfall Zugun.)
Nach einer Quelle erfuhr Friedrich Eckstein von dem in Wien lebenden Lord Rayleigh von der Theosophie und reiste 1884 nach London, um Helena Petrowna Blavatsky und Colonel Henry S. Olcott zu treffen; nach anderer Darstellung war es Carl Kellners Freund Franz Hartmann, der ihn zuerst in die Theosophie eingeführt hat. Jedenfalls war Eckstein seit Juni 1866 im Besitz einer von HPB persönlich ausgestellten Charta, aufgrund derer er dann in Wien eine Sektion der Theosophischen Gesellschaft gründete, deren erster Präsident er wurde. Der Industrielle Carl Kellner, der in der Geschichte des O.T.O. anderer okkulter Logen eine große Rolle spielt, war mit Eckstein, befreundet (Josef Dvorak erwähnt dazu, daß Eckstein damals den Spitzname Mac Eck gehabt habe, was auch bei anderen Autoren vorkommt.)
Die Frauenrechtlerin und Gründerin des Wiener Settlements, Marie Lang (geb. Wisgrill, 1858 - 1934) betrieb damals einen theosophischen Zirkel bzw. gemeinsam mit ihrem Mann einen Salon in Wien, in welchem außer Eckstein unter anderen folgende Persönlichkeiten verkehrten: Franz Hartmann, C. W. Graf zu Leiningen-Billigheim, Rudolf Steiner, Hugo Wolf und Rosa Mayreder Exponenten von Okkultlehren, Kunst und gesellschaftspolitischer Avantgarde. (Später distanzierte sich Marie Lang jedoch sowohl von der Theo- wie auch der Anthroposophie.)
Zu Ecksteins Freund
Oskar Simony sei noch auf das
Möbius-Simony-Band
(und Simonys Studien über Torusknoten)
hingewiesen, welches einen Anlaß bietet, unsere Vorstellungen vom Raum und
seinen drei Dimensionen einer kritischen Analyse zu unterziehen Gedanken,
welche im Rahmen der Parapsychologie Assoziationen zu Johann F. C. Zöllners
Theorie vierdimensionaler Räume und seinen diesbezüglichen Experimenten mit dem
amerikanischen Medium Henry Slade weckt.
Die erwähnten Beziehungen Ecksteins einerseits zur okkulten Szene,
andererseits (via Theosophie) zu Meyrink machen klar, daß sich Lambert Binder
für Eckstein einfach interessieren mußte. Er hat mir eindringlich Ecksteins Autobiographie Alte,
unnennbare Tage (der Titel ist ein Zitat aus
einem Mörike-Gedicht, siehe unten) empfohlen und auch geliehen. Ich habe das
Buch dann glücklicherweise selbst im Antiquariatsbuchhandel erwerben können. Was
aus Binders Exemplar, welches ich ihm nach meiner Lektüre natürlich
zurückgegeben habe, nach seinem Tod geworden ist, ist mir unbekannt in dem
mir bekannten Teil des Nachlasses ist es jedenfalls nicht aufgetaucht.
Mittlerweile ist Ecksteins Autobiographie in einem Reprint, dieser sogar in
einer Neuauflage, erschienen (siehe unten).
Auf frühe Publikationen Friedrich Ecksteins (1888) in der von Hübbe-Schleiden begründeten, ursprünglich theosophischen Zeitschrift Sphinx in welcher bekanntlich Max Dessoir 1889 den Terminus Parapsychologie geprägt hat und in welcher auch Carl Kiesewetter, Ludwig Kuhlenbeck, Lazar Baron Hellenbach und last not least Carl du Prel publiziert haben gehe ich hier nicht weiter ein.
Zwei Aufsätze von
Josef Dvorak,
Ex-Kollege von Adolf Holl im Priesterseminar und Autor von Satanismus
(Eichborn 1989, TB-Ausgabe Heyne 1991 trotz des reißerischen Titels ein
interessantes Werk):
Abstürze
beim Aufstieg zum Feueropfer (über Eckstein, Meyrink und Kellner)
Carl
Kellner
über den
O.T.O. (Ordo Templi Orientis), zu welchem auch
Oscar Schlag
Beziehungen hatte, welcher mich freilich weit mehr als physikalisches Medium
interessiert, das er in seiner Jugend gewesen ist, denn als Logenangehöriger.
Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich und weiß nicht recht, nach was:
Halb ist es Lust, halb ist es Klage.
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung?
Alte unnennbare Tage!
© Peter Mulacz
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