"Stigmata" ist auch ein zutiefst
antikatholischer Film - mehr noch, einer der deutlichsten Angriffe auf
die Kirche, die in den letzten Jahren von Hollywood produziert wurden.
Frankie spricht und schreibt - während
der "Phänomene" - auf Aramäisch (eine Sprache, von der sie im
Normalzustand nicht einmal die Existenz kennt) ...
... nicht vom Teufel, sondern vom
Geist Padre Alameidas besessen, der durch die aussergewöhnlichen Phänomene
eine Botschaft vermitteln will ...
Padre Alameida war exkommuniziert
worden, weil er sich geweigert hatte, die Ergebnisse einer in Rom durchgeführten
Übersetzungsarbeit eines Dokuments der ersten Jahrhunderte geheim
zu halten, nämlich des "Evangelium Jesu", eines gnostischen Textes,
welcher der wahren Botschaft Christi getreuer ist als die vier kanonischen
Evangelien, und in dem Jesus erklärt, weder Kirche noch Institutionen
gründen zu wollen.
Padre Andrew entdeckt, versteckt in
einer Falltür im Kirchlein des Padre Alameida, das Original und die
Übersetzung des "Evangelium Jesu" ... während man im Nachspann
erfährt, die Katholische Kirche hätte versucht, die Lektüre
des "Thomasevangeliums"
zu verbieten, welches in den Jahren 1940 zusammen mit anderen gnostischen
Texten in Nag Hammadi entdeckt und welches als "einer authentischen
Transkription der Worte Jesu am nächsten kommende, die es gibt, betrachtet"
würde.
Die Forschung zahlreicher Bibelgelehrter
nach dem historischen Jesus, vereinigt im "Jesus Seminar", hat 1993 zur
Publikation von "The Five Gospels: What Jesus Really Said" geführt.
Der Titel spielt auf "fünf" Evangelien an, und das fünfte ist
genau das Thomasevangelium,
das älter als die Texte von Lukas, Matthäus und Johannes sein
soll, die es weitläufig aufgreifen, und welches die meisten authentischen,
gnostischen und anti-institutionalen Lehren zählt.
Die Ideologie des Jesus Seminars ist
[bei den Bibelgelehrten] in Ungnade gefallen, auch wenn es in der Umgebung
des New Age durch Autoren wie den Ex-Dominikaner (jetzt anglikanischer
Pastor) Matthew Fox populär geblieben ist, begleitet von einer ganzen
komplottistischen Literatur, nach der die Katholische Kirche versucht hätte,
das Thomasevangelium geheim zu halten, welches dem breiten Publikum der
Kinosäle durch "Stigmata" vorgestellt wird.
Es ist gut - so Massimo Introvigne
- dass dieses Publikum weiss, dass die These, nach der das Thomasevangelium
das "wahre" Evangelium ist und "der Vatikan" operiert hat, um die Wahrheit
in seinem Zusammenhang zu verstecken einem antikatholischen Pfusch [Gerümpel]
angehört, welcher[s] nichts zu tun hat mit seriösen biblischen
Studien.